Der Auftakt
»Die Irgjeloffs haben uns guten Lohn versprochen, aber ich hab noch keine Münze gesehen. Nur diesen widerlichen Eintopf und die nassen Hütten. Wenn ich meinen Lohn hab, hau ich ab. Warum ich noch warte? Ich kann doch nicht mit leeren Taschen zurück! Und du kennst doch den Weg. Allein? Zu Fuß? Da kannst du dich gleich hier im Hafen ersäufen.«
— Handwerker in Frisov
Frisov
Region: Bernsteinbucht
Einwohner: nach dem Massaker von 1040 BF noch 120 Einwohner inklusive saisonal anwesender Handwerker, Fischer und Walfänger (je 15% Norbarden und Nivesen)
Herrschaft: Schulzin Slanka Irgjeloff
Tempel: Efferdschrein, Hausaltäre für Firun, Ifirn, Mokoscha
Handel & Gewerbe: Bernsteinschmuggel, Fischerei, Walfang und -verarbeitung, Handel mit Pelzen, Tran und Mammuton, Umschlaghafen nach Süden
Gasthäuser: Schänke Zum Windfang (Q2/P3/S10)
Weg & Steg: Seeschiffsroute an der Bernsteinbucht, Flussschiffsroute entlang des Frisund
Besonderheiten: einziger Hafen weit und breit
Stimmung: gemischt zwischen Aufbruchstimmung und Trostlosigkeit, teils Anspannung durch Konkurrenz- und Verdrängungskämpfe
Die Stimmung in Frisov
Seit Beginn des Wiederaufbaus kehrt in Frisov Alltag ein. Es ist Sommer, die Temperaturen liegen bereits seit einigen Wochen deutlich über dem Gefrierpunkt. Sanftes Grün deutet sich auf dem sonst überwiegend kargen, steinigen Boden an. Durch die nun eisfreie Bernsteinbucht kreuzen Handelsschiffe, die Waren zwischen Paavi und den Häfen des Südens bewegen. In Frisov allerdings landen sie nur noch gelegentlich; zu unbedeutend ist die Siedlung, insbesondere nach den erheblichen Verlusten durch den Angriff vor zwei Jahren.
Nach wie vor liegen viele Häuser in Schutt und Asche. Es mangelt an Baumaterialien, den dafür nötigen Münzen, aber auch an Bewohnern. Immerhin sind mit dem Sommer einige Fischer, Walfänger, Handwerker und Glücksritter aus fremden Ländern nach Frisov gekommen, die hier auf fette Beute hoffen. Zwischen ihnen herrscht Konkurrenz um die besten Jagdgründe und Aufträge, was nicht selten zu Schlägereien führt. Dazu kommen Nivesen und Norbarden aus der Region, die ihr Sippenleben aufgegeben haben.
Neben all den Fremden gibt es auch Alt-Frisover, die die Katastrophe überlebt haben und zurückgekehrt sind. Unter ihnen ist die Familie Irgjeloff, die ihr Kontor (02) wiedererrichtet und ihren Einfluss ausgebaut hat. Zähneknirschend werden Abgaben auf Handel, Lagerung und Liegeplatz an die Irgjeloffs entrichtet.
Bereits mit den ersten Sonnenstrahlen haben die Fischerboote am heutigen Morgen den Fischerstrand verlassen, der blutgetränkt ist. Ein übler Gestank, ausgehend von mehreren Haufen aus Walresten, dringt von hier bis in die Siedlung, wo mit dem Einbau zweier prächtig verzierter Flügeltüren heute die letzten Arbeiten am neuen Efferdschrein (T01) vollendet werden. Bruder Effred (siehe Seite 6) bereitet am Fischerstrand eine Prozession zur Einweihung des Schreins für den morgigen Tag vor. Er hat bereits eine erste rituelle Waschung begonnen, und lauter Gesang schallt über die Bucht.
Im Neuen Hafen liegt die Jolenta, ein kleiner Zweimaster, der am Vorabend eingelaufen ist. Die Besatzung der Jolenta, geführt vom knurrigen Kapitän Ingrimo Amanda, hat sich als Walfänger vorgestellt. Umso erstaunter und mürrischer ist die Familie Irgjeloff, als die Seeleute am heutigen Morgen allerlei Waren am Pier feilbieten.
Wege ins Abenteuer
Die Helden können auf verschiedenen Wegen in das Abenteuer gelangen. Am vorteilhaftesten sind Unternehmungen, die für zwei bis drei Tage ihre Anwesenheit vor Ort erfordern. Nachfolgend einige Vorschläge, wie du die Helden ins Abenteuer bringen kannst:
- Die Helden sind mit der von Familie Irgjeloff organisierten Baumaterial-Karawane im Frühling 1042 aus dem Süden nach Frisov gekommen und leisten hier Dienste als Arbeiter, Handwerker oder Söldner.
- Als Handwerker und Söldner wurden die Helden von den Irgjeloffs aus der Umgebung angeworben.
- Die Helden besuchen eine Bekannte, die fähige Leute für die Reparatur ihrer Hütte braucht.
- Die Helden wollen sich als Bernsteinsucher und/oder -schmuggler versuchen.
- Sie sind Fischer oder Walfänger und wollen den Sommer über reiche Beute machen.
- Als Händler hoffen sie auf gute Kundschaft und günstige Geschäfte mit den Bewohnern.
- Sie sind Boten und überbringen Nachricht von den Verwandten der Irgjeloffs aus Glyndhaven.
- Als Reiseschriftsteller wollen die Helden die Ereignisse der letzten Jahre niederschreiben.
- Die Helden sind praiosgefällige Pilger und warten auf eine gute Gelegenheit für die Überfahrt nach Glyndhaven.
Zum Vorlesen oder Nacherzählen:
Wie jeden Morgen lauft ihr zum Kontor der Irgjeloffs, um dort eine einfache Mahlzeit und Aufgaben für den Tag zu empfangen. Es riecht nach alter Fischsuppe und Tran – so wie alles hier. Schon aus der Ferne hört ihr das unfreundliche, abschätzige Keifen Minka Pschelawods, der verwittweten Tochter der Kontorbesitzerin. Ein zahnloser Einheimischer mit bester Laune läuft an euch vorbei. In seinen Armen trägt er eine gut gefüllte Flasche. Warum er wohl so gute Laune hat? Noch während ihr darüber nachdenkt, kommt ihr vor einer Menschentraube am Hafen zum Stehen.